Home
Einleitung
Weisheit der Seele
Weisheit - Übel
Die Tiefe ausloten
Gesund und schön sein
 


In unserer kulturellen Situation, in die wir alle eingetaucht sind, begegnen wir einigen Merkwürdigkeiten, die zu denken geben sollten – wenn wir überhaupt über die Wirklichkeit nachdenken wollen. Wir brauchen eine stabile und leistungsfähige Wirtschaft, um unseren Wohlstand zu erhalten. – Heißt das aber notwendigerweise, dass alle Abläufe des Wirtschaftens von der Produktion bis zum Konsum und der Finanzwirtschaft sowie alle Beziehungen zwischen den Menschen ausschließlich den abstrakten Gesetzen der Ökonomie unterworfen sein müssen?Der Mensch verwirklicht und entwickelt seine Fähigkeiten in geistigen und materiellen Leistungen. – Aus der Leistung aber wird sozialer Druck und schädigender Stress, wenn ihr nur objektive Standards als Norm vorgegeben werden. In der Bildung formt jeder Mensch sein eigenes geistiges Profil aus. – Eine Bildung jedoch, die sich auf allgemeine Standards beschränkt, wie sie sich durch politischen Einfluss zunehmend in dem schulischen Alltag ausbreiten, raubt den Kindern und Jugendlichen die menschliche Wärme und individuelle Wertschätzung, die zu den wesentlichen Bedingungen geistigen Wachstums von klein auf gehören.Wir lernen ständig voneinander, niemand kann das leugnen. – Der Konkurrenzneid und der Überlegenheitswahn, die sich zunehmend breit machen, verhindern in vielen Bereichen den lebendigen Austausch und die gemeinsame Steigerung der Optionen.

 

Was als modern und zeitgemäß gilt, das ist zu oft einfältiges Denken, weil es die Wirklichkeit auf bestimmte Maßstäbe reduziert und die Möglichkeiten des Menschen mehr verstellt als zu ihrer Verwirklichung anzuregen. Sie passt nicht zu einer Kultur, die für sich Exzellenz beansprucht. Komplexes, abstraktes Einzelwissen in einem Bereich (Ökonomie, Finanzwirtschaft, Statistik u.a.) wird für das Ganze genommen und der Mensch an die Wand gespielt. Wissen ist aber nicht gleich Weisheit; das lehrte schon der frühgriechische Philosoph Heraklit: „In der Vielwisserei steckt noch nicht Vernunft; sonst hätte sie Hesiod belehrt und Pythagoras, auch Xenophanes und Hekataios. Denn das Weise ist das Eine: den einsichtsvollen Willen zu verstehen, der alles durch alles hindurchsteuert.“ (Fragment B 40. 41) Menschliche Weisheit ist gefragt, weil sie das Einzelwissen im Kontext des Ganzen zu begreifen sucht. Was aber meinen wir mit Weisheit? Wie zeigt sich Weisheit?

 

 

1. Seele und Weisheit

Weise Sprüche mögen nachdenklich machen, sind aber noch nicht Weisheit. Die wichtigere Frage ist: Wodurch ist Weisheit möglich? Alle Bemühungen um die menschliche Weisheit drehen sich letztlich um die Frage: Was ist die Seele? Da tut sich ein neues Dilemma auf. Neurobiologische Theorien streiten die Existenz einer Seele ab. Wer aber hätte nicht das Empfinden eines Inneren, das zwar körperlich spürbar, aber mit den körperlichen Prozessen nicht einfach identisch ist? Bestimmt dieses Innere, Gefühle und Gedanken, nicht oft noch wirkungsvoller, vehementer oder lustvoller unser Planen und Handeln als die körperliche Befindlichkeit? Was da abgestritten wird, steigert noch das Gewicht der Frage nach der Seele. Die Frage nach der Seele impliziert zahlreiche Detailfragen nach der Entstehung und Entwicklung der unterschiedlichen Seelenregungen, den Empfindungen, Gefühlen und Erlebnissen, die auch mit dem körperlichen Organismus eng verbunden sind, sowie die Frage nach der Unterscheidung vom geistigen Akt, d.h. von der Vernunft. Eine bemerkenswerte Lehre von der Seele, die gerade heute den Blick für die tieferen Dimensionen des Menschseins schärft, hat Albertus Magnus entwickelt. Er fragt aber nicht nach dem Verhalten der Seele und den seelischen Erfahrungen, sondern: Worin besteht ihr Wesen? Seine Antwort auf diese Frage gibt uns Leitlinien für den Umgang mit uns selbst und unseren Erfahrungen in der Welt. In seiner Interpretation macht er elementare Zusammenhänge bewusst, die heute wieder aktueller sind denn je. Alberts Seelenverständnis hat erhebliche Bedeutung für den Lernprozess der Weisheit, insofern es um die Selbstorganisation des Menschen in allen Belangen seines Lebens geht. Wichtige Elemente seiner Seelentheorie möchte ich einbringen, um unser Selbstverständnis zu erweitern.

 

1.1 Die Seele als lebendige Einheit

Grundlage ist Alberts ganzheitliche Anthropologie, die den Menschen als eine Einheit von Leib und Seele betrachtet. Seele und Körper bilden eine Einheit, an der man zwar Unterscheidungen vornehmen kann, aber wir merken in schlimmen und guten Tagen, wie sie miteinander zusammenhängen. Die Seele verleiht dem organischen Körper die Dynamik, in der sich der Mensch verwirklicht. Die entscheidende Funktion und Wirkung der Seele auf den Körper und im Körper ist das Leben.[1] Seinen Ursprung hat das Leben des Menschen in der transzendenten Erstursache (Gott), die unter den Bedingungen der vergänglichen Welt wirkt. Diese Erstursache ist zugleich das Ziel, auf das hin die Verwirklichung des individuellen Menschen in seinem Lebenslauf ausgerichtet ist. Menschliches Leben ist so umspannt von Gottes Lebendigkeit als dem Alpha und Omega von allem. Es ist notwendig, dass wir uns dieses Zusammenhangs vergewissern, um uns selbst zu finden. Erst in diesem Zusammenhang bekommt die Achtsamkeit auf die eigene Seele als das Selbst des Menschen das nötige Gewicht. Denn die Seele oder der Geist in seinem Inneren ist das Prinzip des menschlichen Lebens. In der Sprache eines Philosophen und Psychoanalytikers der Gegenwart ausgedrückt: „Die Seele ist kein Organ; sie ist das Lebensprinzip schlechthin. Ein Organ ist immer ein körperliches, ein Prinzip nicht. Ein Prinzip kann körperlich nicht dingfest gemacht werden.“[2]

 

Die Seele ist mit dem Ganzen des einzelnen Menschen verwoben. Deshalb unterscheidet Albert nach dem Vorbild des Aristoteles an der Seele die vegetativen (biologischen), die appetitiven (sinnlichen) und die intellektuellen Funktionen; sie haben ihre je spezifischen Verknüpfungen mit dem Leib. Der individuelle Organismus stellt eine elementare Komposition seiner zahlreichen Organe und Funktionen dar, in der die Materie durch die Seele ihre letzte Bestimmung und Unterscheidung erfährt.[3] Menschliches Leben lässt sich dann so begreifen: Die Komposition des Menschen weist eine derartige Proportionalität der Kräfte auf, dass man von einer Ausgeglichenheit sprechen kann, insofern in jeder Situation des Lebens Leib und Seele, Natur und Geist je spezifisch auf Grund ihrer Funktion ins Spiel kommen. Jede Funktion bedarf daher der spezifischen Aufmerksamkeit, die ihrer Eigenart entspricht.

 

Ein Vergleich kann das Verständnis der Einheit der Seele und ihrer Funktionen verdeutlichen: „Nehmen wir einmal den Begriff Figur. Er bedeutet eine durch eine Linie begrenzte oder in Linien eingeschlossene Quantität… Diese Definition passt für jede beliebige Art geometrischer Figuren. Sie drückt aber nicht das Eigenwesen irgendeines Teiles aus. Um daher die Definition der Figur vollständig zu kennen, müssen wir außerdem noch die besonderen Definitionen der Arten oder Teile der Figur im Allgemeinen wissen, z.B.: Was ist ein Dreieck, was ist der Kreis? Das gleiche gilt auch von der Seele. Die Definition der Seele entbindet nicht von der Definition ihrer Teile oder der Arten der Seele: der vernünftigen, der sinnlichen, der pflanzlichen. Die Arten der Seele exstieren also in der Seele in ebenderselben Weise wie die geometrischen Figuren in jenem, in denen sie enthalten sind. Ein Dreieck kann für sich existieren, wenn es nur Dreieck ist. In einem Viereck existiert das Dreieck, aber nur in Möglichkeit, da man das Viereck durch eine Diagonale teilen muss, um das Dreieck zu gewinnen. Ganz allgemein existieren in einem Vieleck soviel virtuelle Dreiecke, als das Vieleck Winkel besitzt. Wie hier die Dreiecke nur der Möglichkeit nach vorhanden sind, so auch die Teile der Seele in der Seele. Das Vegetative ist im Sinnlichen, das Sinnliche im Vernünftigen, nicht aber als etwas wirklich von ihm Geschiedenes, sondern als virtuell in ihm Enthaltenes. Folglich gibt es nach Albert keine Vielheit wirklich geschiedener Seelen in der einen Menschenseele.“[4] Solcher Art ist also die Seele, dass sie alle Möglichkeiten des Menschen vereinigt. Aus dieser Einheit steuert sie alle Funktionen je nach ihrer Eigenart.

 

1.2 Die Vernunftseele als Steuerung

Die Vernunftseele als die höchste Stufe des Lebens ist also nicht vom Körper isoliert, sie ist vielmehr als Form und Wesenheit in ihrer Ganzheit im ganzen Körper und in allen Kräften des Menschen. Sie bedient sich der Kräfte, die ihr im Körper zur Verfügung stehen. Diese Betrachtungsweise macht den Menschen zu einem spezifischen Lebewesen, selbst wenn im Biologischen eine große Ähnlichkeit zu Tieren besteht. In dieser Wechselbeziehung sind nämlich die körperlichen Kräfte des Menschen nicht mehr dieselben wie bei anderen Lebewesen, auch wenn sie strukturell vergleichbar sind, sondern sie sind von der Vernunftseele bestimmt und bestimmbar; sie werden in dieser Beziehung von der Vernunft überformt und auf das Wahre und Gute hingeordnet. Das wird daran deutlich: Wir vergewissern uns immer auch unseres Selbstbewusstseins durch die Vernunftseele auf die Weise, dass dabei alle seelischen und körperlichen Kräfte ins Spiel kommen. Alles, was unser Menschsein ausmacht, können wir nur im Ganzen der leiblich-seelischen Natur verwirklichen. In dem Maße, wie der Mensch seine Vernunft ins Spiel bringt, kann er sich selbst organisieren und seinem Leben je eigenen Gehalt und eigene Gestalt geben. Das Gegenteil kann allerdings genauso eintreten, wenn die Lebensform aus dem Lot gerät. Die Erfüllung von Bedürfnissen allein kann darum die Möglichkeiten der Vernunft noch keineswegs ausschöpfen.

 

Die Vernunftseele ist ein Ganzes, das alle Kräfte des Menschen in sich vereint (totum potestativum)[5]. Als solche schafft und gestaltet die Vernunftseele den leiblichen Organismus: Sie lenkt die Ernährung und das Wachstum, reguliert die einzelnen Funktionen und richtet das Leben auf einen sinnvollen Zusammenhang hin aus.[6] Sie nutzt die Ressourcen des Körpers, um so die Materie nach ihrem Willen durch und durch zu prägen.[7] Der Mensch hat demnach durch die Vernunftseele auch sein physisches Schicksal in seiner Hand: „Vom Anfang bis zum Ende sind wir Herr unserer Handlungen.“[8] – „Tugenden und Laster stehen in unserer Macht.“[9] Die Vernunft hat darum nicht bloß instrumentellen Charakter, sondern stellt die Lebenskraft des Menschen schlechthin dar.

 

1.3 Aspekte der Vernunftseele

Zur Deutung der menschlichen Vernunft greift Albert dann die Unterscheidung von Aristoteles auf: zwischen „einem Geist (noûs) von solcher Art, dass er zu allem wird, und einem anderen von solcher Art, dass er alles wirkt/macht als eine Haltung wie das Licht“[10]. Die erste Art des Geistes wird als „möglich“ oder „passiv“ (intellectus possibilis) bezeichnet, weil er durch seine Kooperation von den sinnlichen Kräften affiziert wird und die Wahrnehmungen intellektuell verarbeitet. Durch die Bindung an die Sinnes- und Vorstellungsinhalte, deren Gegebenheit körperlich bedingt ist, ist das menschliche Erkenntnisvermögen begrenzt und vergänglich. Die zweite Art des Geistes wird als „tätige Vernunft“ (intellectus agens) bezeichnet, weil sie in sich selbst durch ihre Ähnlichkeit mit dem alles bewegenden Geist die ersten Prinzipien des Seins besitzt und ständig zu einer Vielfalt von Tätigkeiten fähig ist, die die „mögliche Vernunft“ befruchten. Damit hat die menschliche Vernunft Anteil an dem Geist, der den Kosmos durchwaltet und seinen Grund und Anfang im ersten Beweger hat, der selbst reiner Geist ist. Der menschliche Geist wird allein durch den göttlichen Geist verursacht und „auf dessen Bild und Ähnlichkeit hin wird die vernünftige Substanz hervorgebracht.“[11]

 

Den Vorgang der Erkenntnis vergleicht Albert in seiner Schrift De intellectu et intelligibili – Von der Vernunft  und dem Erkennbaren mit einer Erleuchtung.[12] Die „tätige Vernunft (intellectus agens)“ ist das Licht, das alles durch- und einsichtig macht; denn alles Wirkliche hat geistiges Sein, d.h. es ist von geistigen Formen bestimmt, die alles erkennbar machen. Die „tätige Vernunft“ wirkt auf alles, wie auch das Licht ein Prinzip ist, das alles erleuchtet. Dadurch stehen alle Formen der Dinge im Licht der Vernunft. Die Formen, die die Dinge in ihrem eigenen Sein bestimmen, sind geistige Formen; sie machen das Wesen der Dinge aus. Dadurch dass sie von der „tätigen Vernunft“ erleuchtet werden, wirken sie auf die „mögliche Vernunft (intellectus possibilis)“ oder den Verstand (ratio). Der Verstand besitzt die Möglichkeit, von der Einsicht der „tätigen Vernunft“ erleuchtet zu werden. Er nimmt einerseits die Inhalte der Sinneswahrnehmungen auf, verbindet sie andererseits mit den erleuchteten Formen, die er von der „tätigen Vernunft“ her in sich trägt. Die Erkenntnis ist das Ergebnis der wirkenden Vernunft und des möglichen Verstandes. Sie ist dann gegeben, „wenn die Form der gewussten Sache oder dessen, was zu tun ist, durch das Licht der Vernunft in der Seele des Menschen ist“[13]. Die Vernunft (intellectus) ist die wesentliche Bestimmung des Menschen. „Der Mensch ist, insofern er Mensch ist, nur Vernunft“.[14] Die Vollendung der Vernunft durch die erlangte Erkenntnis ist auch mit der Vollendung des Menschen gleichzusetzen. Sie ist im Wesentlichen vollendet in der Selbsterkenntnis, d.h. in der sich selbst zugewandten Erkenntnis der Vernunft, die auch die Erkenntnis von allem, was ist, einschließt. Selbsterkenntnis kann nicht unabhängig von Welterkenntnis verstanden werden.[15]

1.4 Selbstsorge als Weisheit

Der griechische Philosoph Heraklit formulierte das Programm so: „Gesundes Denken ist höchste Vollkommenheit und die Weisheit besteht darin, Wahres zu sagen und zu tun nach dem Wesen der Dinge, auf sie hinhorchend“ (B 112). Das Wahre der Dinge verbindet sich mit dem Wahren im Menschen selbst. Indem der Mensch in seiner Vernunftseele die Gefügtheit der Dinge aufmerksam beachtet und ihren Sinn erkennt, wird er dem Leben, das in ihm ist, gerecht. Die gesunde Lebensführung und die Bildung einer lebensfördernden Ordnung in allen Bereichen ist darum ein wesentliches Ziel von Weisheit.

 

Im Organismus bilden die verschiedenen Elemente, Organe und Kräfte ein neues qualitatives Fließgleichgewicht. Hinsichtlich der menschlichen Befindlichkeit richtet die Weisheit der Vernunft ihre Aufmerksamkeit auf das Ganze des Menschseins, damit sich kein Zuviel und kein Zuwenig in einzelnen Bereichen einstellt. Gesundheit bedeutet deshalb ein ausgeglichenes Verhältnis aller Teile im Ganzen des Organismus; wir sprechen dann von einer gesunden Konstitution. Krankheit entsteht durch den Verlust des Gleichgewichts an irgendeiner Stelle. Kranksein ist immer eine Störung des Fließgleichgewichts im ganzen Menschen, die auf Grund der Unvollkommenheit des Lebens im körperlichen und seelischen Bereich immer wieder eintreten kann. Der Mensch ist ein Mängelwesen und den Turbulenzen von außen und von innen so ausgesetzt, dass sich schmerzende Verletzungen, unsichtbare Leiden und Beeinträchtigungen der Lebendigkeit einstellen können. Nicht selten besteht das Problem auch in einem Widerspruch zwischen Körper und Seele oder in einer seelischen Verwirrung, die sich auf das körperliche Gleichgewicht auswirkt. Wir befinden uns immer in einem labilen Schwebezustand zwischen Gesund und Krank; wir sind immer nur potentiell gesund, immer nur relativ krank. Das körperliche Befinden steht immer in einer Wechselwirkung mit dem seelischen Empfinden und umgekehrt. Was wir in gedrückter Stimmung tun, kann nie so gut sein wie das, was wir mit Freude und Leichtigkeit oder wenigstens ohne Traurigkeit anpacken. Deshalb ist die Sorge um sich selbst eine lebenslange Aufgabe.

 

Die Selbstsorge hat ihren Sinn gerade darin, dass alle Beeinträchtigung das Leben und Menschsein keinesfalls schon nichtig sein lässt, vielmehr ist sie eine Beraubung (privatio) oder ein (unterschiedlich großer) Mangel an der Güte der menschlichen Konstitution, die die Lebenssubstanz schwächt. All das ist kein isoliertes Phänomen, sondern bleibt eingebunden in den ganzheitlichen, von der Seele getragenen Lebenszusammenhang. Aus dem Lebensprinzip tragen alle Menschen auch und gerade in ihren Erfahrungen der Gebrechlichkeit das intensive Verlangen in sich, ihre Mängel und Unzulänglichkeiten zu überwinden und das Gleichgewicht des Ganzen wiederherzustellen. Dieses Verlangen, das nach Albert jedem Naturding eigen ist, richtet sich auf das, was seiner Natur gebührt und seinen besten Zustand ausmacht. Das Verlangen in der Seele (appetitus) als Ursache der Bewegung, des Handelns und des Wirkens[16] löst in der Situation der Mangelhaftigkeit in der Materie, mit der die Seele verbunden ist, eine Kraft aus, die zur Vollendung des eigenen Seins antreibt.[17] Dieses natürliche Verlangen versetzt den Menschen ständig in Spannung zu seinem Idealzustand. Denn bei allen Lebewesen gehört zum Leben das Verlangen danach, das eigene Sein zu vervollkommnen und dem höchsten Gut nahe zu kommen. Alles hängt jedoch davon ab, ob und inwieweit der einzelne Mensch die tatsächliche Lebenssituation anzuerkennen und auf die Sprache und das Verlangen der Seele zu hören bereit ist. Das Negative im Leben festzuschreiben, sich selbst negativ einzuschätzen, versperrt darum der Seele den Weg zur Selbstsorge. Die Entfremdung von sich selbst, indem ich äußeren Maßstäben eine höhere, ja die höchste Geltung als dem eigenen Selbst zumesse, versperrt den Zugang zu sich selbst und verstärkt den Mangel. Es ist nämlich allein die Vernunftseele, die die Materie antreibt, an ihrer eigenen Heilung zu arbeiten, um einen möglichst guten Zustand des Fließgleichgewichts zu erreichen. Der Mensch bedarf deshalb prinzipiell in sich selbst einer geistigen Lebensführung, die auch die leibliche und seelische Selbstsorge einschließt. Dazu verhelfen  zahlreiche geistige Übungen. Dies ist freilich ein Prozess in vielen Schritten, der immer den ganzen Menschen umgreifen muss und sich nicht bloß auf den Schaden an einem Organ oder auf den Verlust einer Funktion beschränken darf. Alles Leiden hat daher seinen Sinn als Möglichkeit zur Einkehr in sich selbst und als Anlass zur Überwindung alles dessen, was das Selbstsein an seiner Verwirklichung hindert.

 

1.5 Selbsterkenntnis und Rationalität

Der Gang in die horizontale Wirklichkeit macht noch keineswegs die ganze Wirklichkeit der Seele aus. Ihr Weg beschränkt sich nicht auf die Erfahrungen, über die Goethes „Faust“ sich am Ende eingestehen muss, dass er „jeden Augenblick unbefriedigt“ geblieben ist: „Ich bin nur durch die Welt gerannt; / Ein jed Gelüst ergriff ich bei den Haaren, / Was nicht genügte, ließ ich fahren; / Was mir entwischte, ließ ich ziehn.“[18] Die Wirkkraft der Seele erschöpft sich auch nicht in der wissenschaftlichen Analyse der dinglichen und sozialen Wirklichkeit, sie kann genauso beschränkt sein, wenn sie sich als absolute Erkenntnis darstellt und andere Möglichkeiten ausschließt. Diese Beschränktheit der „gelehrten Herrn“ charakterisiert Mephisto in Goethes „Faust“ so: „Was ihr nicht tastet, steht euch meilenfern, / Was ihr nicht fasst, das fehlt euch ganz und gar, / Was ihr nicht rechnet, glaubt ihr, sei nicht wahr, / Was ihr nicht münzt, das meint ihr, gelte nicht.“[19] Ihr Ziel erreicht die Seele erst, wenn sie sich auf sich selbst bezieht, auf ihre eigentliche Wirklichkeit.

 

Der Weg der Seele zu sich selbst führt sie zurück zu ihrem Ursprung (reductio), zur ersten Ursache von allem, die zugleich ihr Ziel ist, um dessentwillen die Seele überhaupt ist. Von dieser Wirklichkeit vermag sie auch ihre stärksten Wirkungen zu entfalten, weil sie ja immer mit den anderen Vermögen des organisch-psychischen Lebens verknüpft ist. Denn aus dem Grund ihres Seins zieht die Seele ihre Lebenskraft. Sie ist dem Menschen jedoch kein fester Besitz, sonst wäre er Gott. Vielmehr ist es angemessen, dass er sich als Suchender versteht,[20] dem der Zugang zu der Ersten Ursache, zum göttlichen Geist sehr wohl möglich ist. In der Beziehung zur Ersten Ursache wird sie von der Wahrheit und dem Guten erleuchtet und gelangt zur Vollendung „Von jenem wunderbaren und ursächlichen Licht durchdrungen“ weiß sie „nichts weiter mehr zu suchen, sondern in sich stehend, bleibt sie im Licht.“[21]

 

Was Albert in seiner Seelentheorie erschließt, hat unmittelbare Bedeutung für die Lebensführung und Lebenskunst. Durch die rationale Analyse der Wirklichkeit, in der sich die Wirkung der „möglichen Vernunft“ ausdrückt, können wir Sachverhalte klären und praktische Orientierung gewinnen. Doch nicht alles lässt sich in objektiven, eindeutigen Begriffen fassen, vornehmlich dann nicht, wenn es um den Menschen als Ganzes geht. Denn die rationale Analyse beschränkt sich nur auf Ausschnitte der äußeren Wirklichkeit und blendet das Subjekt gerade aus. Die Ressourcen der Seele reichen aber in dem, was Albert „tätige Vernunft“ nennt, erheblich weiter. Aus ihr schöpfen wir die Prinzipien und den Horizont des Lebens und entdecken die Kräfte, aus denen alles wird. Allein aus der tätigen Vernunft erwachsen auch die geistigen Möglichkeiten, um uns selbst ändern zu können, wenn wir in der Art unseres Lebens nicht mehr das Gleichgewicht gefunden haben. Um beide Kräfte der einen Seelen nutzen zu können, ist über die rationale Analyse und das objektive Wissen hinaus der ständige Bezug auf das eigene Selbst als die zentrale geistige Kraft der Seele unbedingt notwendig. Sonst schlingern wir einfach nur von einer Erkenntnis zur anderen, ohne ihren inneren Zusammenhang und ihre tiefere Beziehung auf den konkreten Menschen zu begreifen. Was Albert im Blick hat, ist die geistige Übung der Kontemplation, in der jeder sich immer wieder auf die immer tätige Geisteskraft seiner Seele zurückbindet. Dabei ist es wichtig, die rationale Analyse und die Kontemplation nicht zeitlich und sachlich nebeneinander zu halten, sondern sie in sich selbst als die zwei Seiten der einen Vernunftseele zu vereinigen, um aus beiden zugleich schöpfen zu können.

 

 

2. Weisheit als Lebensaufgabe

Welches Wissen ist für die Weisheit notwendig und richtig? Es besteht kein Zweifel: Wir können und müssen uns Wissen über die Ressourcen für die richtige Lebensplanung erwerben, angefangen von medizinischem über finanzielles bis zu religiösem Wissen. Aber mit der Sammlung solchen Wissens, auch des religiösen, ist die entscheidende Frage überhaupt noch nicht berührt: Wissen wir denn, was wir überhaupt wollen?

 

Die Grenzen des logischen Denkens und der Wissenschaft markierte zuletzt in aller Deutlichkeit Ludwig Wittgenstein: „Wir fühlen, daß selbst, wenn alle möglichen wissenschaftlichen Fragen beantwortet sind, unsere Lebensprobleme noch gar nicht berührt sind. Freilich bleibt dann eben keine Frage mehr; und eben dies ist die Antwort.“[22] Alles Wissen enthält das Problem: „What leads to what?“[23] Tatsachen- und Verfahrenswissen klärt in keiner Weise die Frage nach der Zielsetzung des Lebens - es sei denn, man lebt wie „Hans im Glück“ und nimmt alles, wie es kommt und was Besserung der Lebensverhältnisse verheißt. Expertenwissen lässt sich für vielerlei nutzen. Der amerikanische Lernpsychologe Jerome Bruner hat aber das Problem einmal ironisch und zugleich treffend formuliert: „Wenn ich nicht weiß, wohin ich will, brauche ich mich nicht zu wundern, wenn ich ganz woanders ankomme.“

 

Weisheit unterscheidet sich vom bloßen Besitz von Wissen. Dort geht es um Abläufe, Mechanismen, Funktionen. Weisheit aber bezieht sich auf das Subjekt selbst, auf die individuelle und unverwechselbare Person, die es nicht ein zweites Mal gibt. Dieses Subjekt kann und muß Wissen (von außen) speichern. Aber die Frage, welche Ziele ich in meinem Leben anstrebe und in welcher Ordnung ich sie anstrebe, ist Sache von Weisheit. Die Fragen nach dem Menschsein und seinen Zielen gehören darum zu den Kernthemen der Philosophen und Weisheitslehrer. Der Weise, der sein Ziel kennt, braucht natürlich auch ein breites und tiefes Wissen über die zielführenden Mittel und Wege, die sich zur Lösung der Lebensprobleme nutzen lassen; ohne Tatsachen- und Verfahrenswissen kommt das Denken in der Tat nicht aus.

 

2.1 Weisheit als Entscheidung über mein eigenes Leben

Der Weisheit geht es um die Entscheidung über Ziele und Werte des menschlichen Lebens. Nur das Subjekt selbst kann sie treffen. Die menschlichen Dinge sind es, die das Leben reicher machen oder dem Leben Gehalt und Gestalt geben. Unter „menschlichen Dingen“ sind all die Grundkomponenten zu verstehen, die  im Alltag wirksam sind: Leib, Seele, Geist, aber auch Sprache, Zeit, Arbeit, Sexualität u.a. Menschsein ist Alltag. Was wirkliches Ziel ist, zeigt sich auch im Alltag in der Weise, wie wir die „menschlichen Dinge“ gestalten. Da ist die Vernunft gefragt.

 

Als Kern der Vernunft bezeichnen Aristoteles und Albertus Magnus den Teil der Seele, der „alles (Intelligible) wirkt/macht“; er ist wie das Licht, das die Farben erst wirklich sein lässt.[24] Die Vernunft in uns, die immer tätig ist, bestimmt die menschlichen Dinge und das Menschsein selbst als das, was sie sind. Sie eröffnet die Möglichkeit, in sich selbst Unterschiede zu machen und dabei bestimmte Phänomene in besonderer Weise zu gestalten. Diese Vernunft ist nach Aristoteles nicht mit unseren Denkstrukturen und wissenschaftlichen Erkenntnissen identisch, sondern eigenständig und aus eigener Kraft tätig. Sie treibt jeden in seinem Inneren zu »vernünftigem« Leben und meldet sich dort, wo die Denkkonstruktionen sich als Unsinn erweisen. Diese Vernunft könnte man auch als das organisatorische Prinzip der Selbst-Werdung oder als Gewissen (nicht allein im moralischen Sinn) bezeichnen.

 

Denken ist Unterscheiden. Die Fähigkeit des Unterschiede-machens ist der Kern der Vernunft und der Grund der Möglichkeit, weise zu sein. Wir haben die Kraft und die Möglichkeit, über uns selbst zu entscheiden und uns als die zu definieren, die wir sind. Wir tun es auch dann noch, wenn wir uns nicht definieren, sondern den äußeren Einflüssen überlassen. Dann habe ich mich dafür entschieden, nichts anderes als das Produkt der Gesellschaft zu sein, der ich angehöre. Damit kommt die entscheidende Lebensaufgabe der Weisheit in den Blick: Einkehr in sich selbst – Selbsterkenntnis, das heißt: Zugang zu sich selbst in Unterscheidung von allem anderen finden.

 

Einkehr in sich selbst impliziert die doppelte Aufgabe:

·      zwischen dem Selbst und allem anderen einen Unterschied machen, d.h. dissoziieren,

·      über die Selbst-Definition nachdenken.

Die Erfahrung zeigt freilich, daß wir dies nicht aus freien Stücken tun, sondern erst, wenn wir mit unseren Vorstellungen in ein Dilemma geraten oder konkretes Leid uns auf uns selbst zurückwirft. Gerade solche Lebenssituationen sind besonders fruchtbar, wenn wir die Chance zur Selbsterkenntnis nutzen, nachdem bisherige Konstruktionen gescheitert sind. Menschsein heißt: sich sein ganzes Leben lang aus der Vernunft heraus selbst organisieren. „Beginne zu erkennen, wer du bist!“ fordert uns der griechische Dichter Pindar gerade heute auf.[25] Dieser Satz markiert einerseits die Aufgabe des Menschseins, andererseits auch die Chance, die uns bis in den Tod hinein gegeben ist. Der Grund der Möglichkeit liegt allein in der Vernunft, die konkrete Gestalt ist Sache der Selbstorganisation, die ich mir angelegen sein lasse. Friedrich Rückert hat dies noch deutlicher ausgedrückt: „Vor jedem steht ein Bild des, was er werden soll. / So lang’ er das nicht ist, ist nicht sein Friede soll.“[26]

 

 

 

2.2 Das Humanum und das Gesetz der Entropie

Worum es geht, das können wir uns auch noch an einer Grundeinsicht der Physik verdeutlichen, die sich in analoger Weise auf geistige Sachverhalte übertragen lässt. Alles Humane in der Welt, alle geordnete Struktur und alles Recht ist einem Trend abgerungen. Der universelle Trend der Welt ist im Zweiten Hauptsatz der Thermodynamik formuliert. Das Gesetz der Entropie besagt, daß die Dynamik jeder nicht bewusst gesteuerten Entwicklung auf Entstrukturierung, auf Unordnung, auf Nivellierung und am Ende auf den Tod hinausläuft. Alles Organische, alles Leben und alles Humane geht in die gleiche Richtung, wenn es nicht immer wieder definiert, organisiert und mit Energie betrieben wird. Konkret gesagt: Das Grundgesetz und die Menschenrechte sind nicht bereits dadurch Wirklichkeit, daß sie durch eine demokratische Legitimation zustande gekommen, unterzeichnet und in Kraft gesetzt sind, sondern nur durch das ständige Nachdenken über den Sinn seiner Artikel und durch Aufbringen von Energie zu ihrer Verwirklichung. Mit der Gestalt der „menschlichen Dinge“ ist es genauso, und zwar bei jedem Menschen. Anstand, Höflichkeit, Solidarität und andere Werte gibt es nicht, wenn wir sie nicht realisieren. Die äußeren Formen können sich verändern, die Intention, Leben bewusst nach bestimmten Werten zu gestalten, ist für das Menschsein eines jeden unerlässlich. Unter dieser Rücksicht steht auch die Selbst-Bildung: Die Möglichkeiten des Selbst, das jeder ist, können in dem Maße wirksam werden, wie der Mensch der Selbsterkenntnis und Achtsamkeit in seinem Leben Raum gibt.

 

In der Sprache der antiken und mittelalterlichen Ethik gesprochen: Die Kardinaltugend der Tapferkeit zielt darauf ab, den Gewinn an Humanität, den wir in Auseinandersetzung mit den geschichtlichen Erfahrungen gewonnen haben, nicht als Selbstverständlichkeit zu nehmen, sondern aus der Vernunft heraus für ihre Realisierung zu sorgen; sonst verliert sich alles wieder. Die Dringlichkeit dieser Lebensaufgabe hat der Philosoph Heinrich Rombach in seiner Gesellschaftsanalyse angesprochen:

„Der Blick in die Sozialgeschichte des Abendlandes zeigt sehr schnell, daß dem Anwachsen der ökonomischen Potenz des Einzelnen und Aller ein ebenso rapides Abnehmen an Lebensreichtum folgt. In dem Umfang, in dem man sie verliert, spricht man heute von »Lebensqualität«, was ein schreckliches Wort ist, das das ganze Konsumverhalten in sich reproduziert. So geht denn auch die Erhöhung der Lebensqualität mit einer allgemeinen Verarmung des Menschen einher, die nicht etwa nur im betränten Auge des Kulturkritikers, sondern auch im Grundgefühl der Zeitgenossen höchst real erscheint. Je mehr der Mensch »innerlich« verarmt, umso mehr strebt er nach »äußerem« Reichtum - und je größer der äußerliche Reichtum wird, umso mehr verarmt der Mensch innerlich.“[27]

 

2.3 Areté[28] als Ziel von Weisheit

Die Lebensaufgabe, die dem Menschen damit gestellt ist, nennt Sokrates areté. Das bedeutet: Der Mensch muß sich erst zu seiner Menschlichkeit ausformen, sie ist keine selbstverständliche Gegebenheit; darin liegt der Sinn von Bildung (der griechischen paideia). In der areté geht es um das Gutsein des Menschen, um die Ausformung der Humanität zu ihrer bestmöglichen Form.[29] Sie wird in der Selbsterkenntnis angestrebt - und dieses Streben ist Ausdruck von Weisheit.

 

Der Begriff der areté ist (bei Aristoteles) nicht auf das Gutsein des Menschen beschränkt, er bezeichnet ebenso gut das Gutsein eines Messers oder eines Bettes. Die areté ist dasjenige, was ein jegliches Ding zu dem macht, was es ist. Die menschliche areté ist dann das, was den Menschen zum Menschen macht. Dafür zu sorgen, ist Sache der Selbsterkenntnis und dieses Wissen ist als Weisheit zu bezeichnen. Dieses Wissen ist kein begriffliches Wissen. Sokrates hält es deswegen nicht für lehrbar. Denn man kann niemandem sagen, wer er ist. Das Wissen kann nicht von außen und von niemand anderem kommen; es wäre sonst fremdbestimmt. Auf das Selbstsein hin muß jeder sich selbst organisieren. Sokrates hält dieses Wissen jedoch für lernbar, insofern jeder durch das Sich-selbst-erkennen diese neue Ebene des Wissens, diese neue Logik aufzubauen vermag. Alles Fach- und Expertenwissen bekommt dadurch einen neuen Rahmen, der auf die Integration in das Ganze der Person zielt.

 

Der Fehler von uns allen besteht meistens darin, daß wir alles in ein spezifisches „Könnens-Bewusstsein“[30] verlegen (Wissenschaftsgläubigkeit würden wir es heute nennen). Das Spezialwissen wird generalisiert, aber man kümmert sich nicht um das Menschsein, die Seele, das Selbst. Nicht einmal einen Spezialisten in Sachen Frömmigkeit kann Sokrates als weise akzeptieren, wenn sein religiöses Wissen nicht auf die Konstruktion des Menschseins hin erweitert wird bzw. wenn er nicht gleichzeitig für das Gute seines Menschseins sorgt.[31] Das Problem des Sokrates ist das gleiche wie heute: die Befürchtung, der Mensch könnte sich in dem vielfältigen Wissen selbst verlieren.

 

Anders ausgedrückt: Wir sind nicht Menschen im Sinne einer feststehenden Tatsache, sondern wir müssen für unser Menschsein sorgen, sonst verfällt es dem Gesetz der Entropie. Ein solcher Denkzusammenhang hat sich auch nicht in Anbetracht der großartigen Erkenntnisse der modernen Wissenschaften erledigt, z.B. in der Genetik und Hirnforschung, sondern stellt sich wegen ihrer enormen Auswirkungen noch schärfer. 

 

 

3. Weisheit: Kognitive Strukturen - Glaubenssätze - Scheitern

Das Ziel von Weisheit ist damals wie heute der Anspruch, ein gutes oder ein besseres Leben zu führen; Weisheit soll ein Plus an Menschsein abwerfen. Die unterschiedlichen Weisheitslehren entwickelten immer schon praktische Ratschläge, deren Befolgen zum Ziel führen sollte. Das Alte Testament enthält sogar eine ganze Sammlung von Büchern, die man unter der Gattung „Weisheitsliteratur“ zusammengefasst hat.

 

3.1 Lebenswissen

Solche Weisheit ist in Sätzen, Aphorismen, Sinnsprüchen gefasstes Lebenswissen. Ein Beispiel aus dem Buch der Sprüche: „Eine sanfte Zunge ist ein Lebensbaum, eine falsche Zunge bricht das Herz“ (15,4). - „Weisheit erwerben ist besser als Gold, Einsicht erwerben vortrefflicher als Silber“ (16,16). Das Streben nach Weisheit tendiert immer nach solchen Ratschlägen. Man könnte ihren Inhalt als »Know-how« der Lebenspraxis bezeichnen. Solches Wissen ist eine Art kognitiver Struktur, die mich beim Handeln leitet. Für den Alltag ist es gut, ein solches Set von Leitideen als bewährtes und unbefragtes Regelwerk zur Hand zu haben; wir können nicht in jeder Situation neu mit dem Nachdenken über das sinnvolle Handeln beginnen.

 

Solches Wissen ist tragfähig, solange es sich im Einklang mit den Realitäten befindet, wenn sich der Wissende damit im Gleichgewicht zur Gesellschaft und ihren konkreten Lebensabläufen fühlen kann. Zur Weisheit gehört ein breites Wissen von der Vielzahl der Kräfte, die in jeder Situation zusammenwirken; wir nennen dies auch Erfahrung.

 

Der Schweizer Einsiedler Nikolaus von der Flüe galt als weise. Er hat seinen Landsleuten nach ihren Aufsehen erregenden Siegen über Karl den Kühnen im 15. Jahrhundert geraten, „die (Grenz-) Pfähle nicht zu weit zu stecken“, d.h. sie sollten ihre Kräfte realistisch einschätzen und ihre Eroberungen nicht nach Burgund ausdehnen. Seine Weisheit bestand also in einem ausgreifenden Wissen über die politischen Zusammenhänge im damaligen Europa und über die begrenzten Möglichkeiten eines kleinen Landes.

 

Solches Wissen ist immer kulturabhängig, bereichsspezifisch und situationsbezogen. Es steht nicht für immer und ewig fest. Solche Sinnsprüche müssen immer übersetzt werden. Deshalb ist in Bezug auf solches Wissen lediglich die formale Aussage möglich: Werte und kognitive Strukturen sind in dem Maße weise, als sie mit den zentralen Größen des Weltbildes und den Strukturen der Kultur und der Gesellschaft, in der ich lebe, zusammenstimmen und der einzelne damit gut  und im erträglichen Gleichgewicht zu seiner Umwelt leben kann. Kindern und Jugendlichen solches Wissen auch mitzuteilen, halte ich für unerlässlich. Woher erhalten sie dann sonst ihre Orientierung?

 

3.2 Notwendigkeit von Denkmustern und Glaubenssätzen

Im Laufe des Erwachsenwerdens haben wir uns bestimmte Überzeugungen über uns selbst und über die Möglichkeiten in der Welt angeeignet. Sie sind mit der Person eng verwachsen und wir brauchen sie, um im Alltag operieren zu können. Die Psychologie spricht auch von bestimmten „Mustern“ oder von „Glaubenssätzen“, die jeder in sich hat und in denen er seine Beziehung zur Umwelt organisiert. In den Mustern oder Glaubenssätzen geht es nicht um objektive Gegebenheiten oder die Realität selbst, sondern um die geistige Struktur der Wechselbeziehung zwischen dem Ich und der Realität. Das Denken hat keine Gegenstände, auch nicht in Form von Abbildern im Kopf, sondern Verarbeitungsmuster. Shakespeare drückt es im „Hamlet“ so aus: „An sich ist kein Ding weder gut noch böse, das Denken macht es erst dazu“. Man kann Tatsachen nämlich in ganz unterschiedlichen Denkmustern und Glaubenssätzen wahrnehmen und verarbeiten. Denkmuster sind ungeheuer wirksam und resistent, sie mobilisieren die Energie zum Handeln in der ihnen eigenen Weise. Wenn sich bei mir der Glaubenssatz festgesetzt hat, daß aus meinen Plänen „doch nichts wird“, wird keine Erfolgsstrategie den Misserfolg verhindern. Die Erfahrung „beweist“ immer wieder das Eintreffen von sich selbst erfüllenden Prophezeiungen. Jeder Mensch bildet solche Denkmuster und Glaubenssysteme aus, wir brauchen sie, um im Alltag agieren und uns im Gleichgewicht halten zu können - so weit, so gut - oder auch nicht, wenn ich „Glaubenssätze“ in mir habe, die mir das Leben nur schwer machen.

 

3.3 Misserfolg als kairós

Die Sache wird erst dann brisant, wenn Misserfolg eintritt, das Gleichgewicht gestört wird, und wenn ich nicht mehr weiß, wie es weitergehen soll. Eine solche Situation macht angst. Misserfolg zeigt sich zwar in äußeren Erfahrungen, aber er besteht in der (inneren) Unangepasstheit der „Denkmuster“ und „Glaubenssätze“ an mein Selbst und an die Beziehung des Selbst zur Umwelt.

 

Aber Misserfolg ist genauso gut ein kairós: die Chance für Neues. Diese Wendung kann der Misserfolg aber nur dann nehmen, wenn ich nicht die Umstände oder andere Menschen dafür verantwortlich mache und ihnen einfach die Schuld zuweise. Damit gehe ich von mir weg auf die Ebene des Objektiven und verstärke damit das Scheitern; denn ich kann den anderen niemals ändern. Das philosophische Verständnis von Weisheit beruht gerade auf der Einsicht: Die Selbsterkenntnis beginnt genau an dem Punkt, an dem wir für einen Misserfolg die Ursache nicht bei anderen, sondern bei  uns selbst erkennen. Der Stoiker Epiktet empfiehlt darum zu bedenken: „Wenn wir in Schwierigkeiten geraten, beunruhigt oder betrübt werden, wollen wir die Schuld niemals einem anderen, sondern nur uns selbst geben, das heißt unseren Meinungen und Urteilen. Ein Ungebildeter pflegt seinen Mitmenschen vorzuwerfen, dass es ihm schlecht geht. Ein Anfänger in der philosophischen Bildung macht sich selbst Vorwürfe. Der wirklich Gebildete schiebt die Schuld weder auf einen anderen noch auf sich selbst.“[32] Natürlich gibt es Situationen und Zusammenhänge, die ins Scheitern führen, wenn die tatsächlichen Spielregeln nicht beachtet werden. An den äußeren Zusammenhängen zeigt sich, daß etwas schief gegangen ist. Aber ob ich selbst scheitere, das ist meine Entscheidung. Man kann nichts Besseres tun, als den Selbstanteil an einem Geschehen entschieden wahrzunehmen, ohne sich Vorwürfe zu machen. Jede negative Erfahrung bringt mich zu mir selbst - und das muss ich zulassen -, weil die Denkmuster und Glaubenssätze, aus denen das Ich seine Strategien des Alltags gezimmert hat, zusammengebrochen sind. So wird der Weg frei zu mir selbst, zu den Ressourcen, die in mir sind, aber von den außengeleiteten Überzeugungen bisher nur überdeckt waren. Das Zusammenbrechen von Erwartungen und Denkmustern ist zugleich ein Anfang. „Die Seele musst du ändern, nicht den Himmel.“[33]

 

In solchen Situationen helfen Weisheitssprüche nicht weiter. Weisheit ist keine Sache inhaltlicher Bestimmungen: „Hättest du das und das getan...“ Niemand kann einem anderen sagen, wie er es zu machen habe - denn man kann einen anderen Menschen nicht verändern. Aber es ist möglich, sich selbst zu ändern.

 

 

4. Weisheit in den Beziehungen

Wo Weisheit am meisten auffällig ist, sind die zwischenmenschlichen Beziehungen in allen Bereichen des Lebens: Familie, Schule, Berufswelt, Öffentlichkeit. Gemeinsames Handeln führt wegen der individuellen Unterschiede unvermeidlich zu Spannungen und Konflikten, lässt zumindest die Differenzen zwischen uns offenkundig werden. Weisheit zeigt sich darin, dass die Fähigkeit zur Anerkennung des anderen die Beziehung bestimmt. Unsere Beziehungen sind vielfach derart von den Zwängen untereinander geprägt, dass wir einander nur funktional wahrnehmen. Wir sind aber mehr als unsere Rollen und Positionen, in denen wir dazu neigen, zweckrational zu handeln und den anderen auch so zu be-handeln. In allen Dingen und immer begegnen wir jedoch einem Menschen, der in seiner Würde gesehen werden will. Den andern in seiner Eigenart wahrzunehmen und ihm Achtung entgegenzubringen, d.h. ihn nicht auf die Sachzwänge zurückzuschrauben, darin bestünde eine Kultur der Anerkennung, ohne die eine Demokratie keinen Bestand hat. Dies ist freilich umso schwerer, je mehr unser Denken bis in die zwischenmenschlichen Beziehungen und in das Sehen des anderen hinein von der Zweckrationalität bestimmt ist. Anerkennung setzt dagegen immer Ressourcen frei.

 

Anerkennung ist nicht zuerst eine Sache der Moral, sondern des Denkens, der Vernunft. Es sind die Denkmuster in uns, die uns den Zugang zum anderen versperren. Sie zeigen sich schon darin, dass es uns schwer fällt, für den anderen und seine Ansicht offen zu bleiben. Dies wäre aber wirkliche Anerkennung. Sie zu verweigern, kommt der Entwertung des anderen gleich; sie kann sich auch schon in Mimik und Gestik ausdrücken. Wenn der andere aber wirklich gesehen wird, dann lockern sich die Zwänge auf beiden Seiten und fallen die Hindernisse. Ich selbst und der andere tauen auf, so dass sich eine neue Beziehung aufbauen lässt.

 

Es mag viele Gründe geben, weshalb uns die Anerkennung schwer fällt. Die Schuld beim anderen zu suchen, führt nicht weiter – wie uns Epiktet belehrt. Eine Veränderung gibt es nur in der Besinnung auf das eigene Denken. Dabei zeigt sich in den meisten Fällen: Wer eine wirkliche, bewusste Selbstachtung besitzt, kann sie auch anderen gewähren. Das eine hängt mit dem anderen zusammen. Wer sich selbst negativ einschätzt, tendiert unbewusst dazu, auch andere zu entwerten (Extremform: Terror). Im Gegenüber zu anderen neigen wir oft dazu, uns für den Mangel an Selbstachtung zu entschädigen. Meist unbewusst entstehen Verhaltensmuster, in denen wir den anderen abwerten, ihn überfahren oder einfach ignorieren bzw. den anderen nur zweckrational benutzen, ohne ihn selbst wahrzunehmen. Auch das ist eine Art hydraulischen Denkens.

 

Die Geringschätzung seiner selbst entsteht dadurch, dass ich mein eigenes Schwachsein, Nicht-Können, Versagen nicht annehme. Dadurch bricht eine Dynamik in der zwischenmenschlichen Beziehung auf, die sich verfestigen kann. Es wird daraus ein Denkmuster: Wir lehnen am anderen das ab, was wir in uns selbst nicht anerkennen wollen. Ohne das Annehmen seines eigenen Selbst und seines Gewordenseins werde ich unfähig für den Aufbau einer Kultur der Anerkennung: Ich hafte an mir selbst und kann mich nicht für das Andere, für andere Möglichkeiten öffnen, weil ich Angst habe, auch noch das bereits Erreichte zu verlieren. Weisheit heißt hier: die eigene Begrenztheit in sich zu akzeptieren und dadurch von jeder Art Angst um sich selbst befreit, sich in andere einfühlen und die Beziehungen konstruktiv gestalten zu können. Moralregeln helfen nicht weiter, weil sie nicht den Kern des Problems treffen. Das eigene Selbst, das jeder ist, anzuerkennen, ist der Schlüssel zu der Weisheit in uns. Nichts und niemand kann an diese Stelle treten.

 

 

Schluss

Vom Weg dorthin, von den Hindernissen und von der Kraft der „Weisheit in mir“ zeugt die Erzählung „Die Geschichte von der Sandwüste“ aus dem Sufismus, der Mystik des Islam. Sie erzählt von der Begegnung eines Wasserstromes mit der Sandwüste.[34]

Lassen Sie die Geschichte so auf sich wirken, als wäre es ihre eigene! Sie thematisiert die Problematik der feststehenden Glaubenssätze und Denkstrukturen in uns und führt zu den unendlichen Möglichkeiten, die die Vernunft  in uns bereithält.

 

 

Die Geschichte von der Sandwüste

Ein Strom floss von seinem Ursprung in fernen Gebirgen durch sehr verschiedene Landschaften und erreichte schließlich die Sandwüste. Genau­so wie er alle anderen Hindernisse überwunden hatte, versuchte der Strom nun auch, die Wüste zu durchqueren. Aber er merkte, daß ‑ so schnell er auch in den Sand fließen mochte ‑ seine Was­ser verschwanden.

Er war jedoch überzeugt davon, daß es seine Bestimmung sei, die Wüste zu durchqueren, auch wenn es keinen Weg gab. Da hörte er, wie eine verborgene Stimme, die aus der Wüste kam, ihm zuflüsterte: „Der Wind durchquert die Wü­ste, und der Strom kann es auch.“

Der Strom wandte ein, daß er sich doch gegen den Sand werfe, aber dabei nur aufgesogen wür­de; der Wind aber kann fliegen, und deshalb ver­mag er die Wüste zu überqueren.

„Wenn du dich auf die gewohnte Weise voran­treibst, wird es dir unmöglich sein, sie zu über­queren. Du wirst entweder verschwinden, oder du wirst ein Sumpf. Du musst dem Wind erlau­ben, dich zu deinem Bestimmungsort hinüber­zutragen.“

Aber wie sollte das zugehen? „Indem du dich von ihm aufnehmen lässt.“

Diese Vorstellung war für den Fluss unan­nehmbar. Schließlich war er noch nie zuvor auf­gesogen worden. Er wollte keinesfalls seine Ei­genart verlieren. Denn wenn man sich einmal verliert, wie kann man da wissen, ob man sich je wiedergewinnt.

„Der Wind erfüllt seine Aufgabe“, sagte der Sand. „Er nimmt das Wasser auf, trägt es über die Wüste und lässt es dann wieder fallen. Als Regen fällt es hernieder, und das Wasser wird wieder ein Fluss.“

„Woher kann ich wissen, ob das wirklich wahr ist?“

„Es ist so, und wenn du es nicht glaubst, kannst du eben nur ein Sumpf werden. Und auch das würde viele, viele Jahre dauern; und es ist bestimmt nicht dasselbe wie ein Fluss.“

„Aber kann ich nicht derselbe Fluss bleiben, der ich jetzt bin?“

„In keinem Fall kannst du bleiben, was du bist“, flüsterte die geheimnisvolle Stimme. „Was wahrhaft wesentlich an dir ist, wird fortgetragen und bildet wieder einen Strom. Heute wirst du nach dem genannt, was du jetzt gerade bist, doch du weißt nicht, welcher Teil deines Selbst der Wesentliche ist.“

Als der Strom dies alles hörte, stieg in seinem Innern langsam ein Widerhall auf. Dunkel erinnerte er sich an einen Zustand, in dem der Wind ihn ‑ oder einen Teil von ihm? War es so? ‑ auf seinen Schwingen getragen hatte. Er erinnerte sich auch daran, daß dieses, und nicht das jedermann Sichtbare, das Eigentliche war, was zu tun wäre ‑ oder tat er es schon?

Und der Strom ließ seinen Dunst aufsteigen in die Arme des Windes, der ihn willkommen hieß, sachte und leicht aufwärts trug und ihn, sobald sie nach vielen, vielen Meilen den Gipfel des Gebirges erreicht hatten, wieder sanft herabfallen ließ. Und weil er voller Be‑Denken gewesen war, konnte der Strom nun in seinem Gemüte die Erfahrungen in allen Einzelheiten viel deutlicher festhalten und erinnern und davon berichten. Er erkannte: „Ja, jetzt bin ich wirklich ich selbst.“

Der Strom lernte. Aber die Sandwüste flüsterte: „Wir wissen, weil wir sehen, wie es sich Tag für Tag ereignet: denn wir, die Sandwüste, sind immer dabei, das ganze Flussufer entlang bis hin zum Gebirge.“

Und deshalb sagt man, daß der Weg, den der Strom des Lebens auf seiner Reise einschlagen muß, in den Sand geschrieben ist.
[1] Albertus Magnus: Super Dionysium De caelesti hierarchia, cap. 4, hrsg. von P. Simon/W. Kübel, in: Opera omnia XXXVI/1. Münster 1993, 66,28.[2] Joachim Christian Horn: Vernunft und Seele. Berlin: LIT 2007, 1.[3] Albertus Magnus: Physica I tr. 3, in: Opera omnia III, hrsg. von Auguste Borgnet. Paris 1890, 71 b. [4] Philotheus Böhmer/Etienne Gilson: Albert der Große, in: Diess.: Christliche Philosophie. Von ihren Anfängen bis Nikolaus von Cues. Paderborn 31954, 464.[5] Albertus Magnus: De homine tr. 1, q. 4, a. 7, in: Opera omnia XXXV, hrsg. von Auguste Borgnet. Paris 1896, 59 b.[6] Albertus Magnus: De anima – Über die Seele II tr. 2, cap. 2.[7] Albertus Magnus: Liber de natura et origine animae – Über die Natur und den Ursprung der Seele tr. 1, Cap. 3, S. 66: „Von den Philosophen wird gesagt, dass sich diese Seele (sc. die sich über die Natur erhebt) gleichsam in die Natur einprägt und die Natur wie ihr Werkzeug bewegt.“[8] Albertus Magnus: Super Ethica III tr. 1, cap. 23.[9] Ebd. cap. 20.[10] Aristoteles: De anima – Über die Seele III 5, 430 a 14f.[11] Albertus Magnus: Liber de natura et origine animae - Über die Natur und  den Ursprung der Seele, tr. 1, cap. 6, S. 93.[12] Albertus Magnus: De intellectu et intelligibili, in: Auguste Borgnet (Hrsg.): Albertus Magnus. Opera omnia IX. Paris 1890, 477-525, hier 509.[13] Ebd. I tr. 3, cap. 3, ed. Borgnet, 501a.[14] Albertus Magnus: De anima – Über die Seele I 1,1.[15] Albertus Magnus: Super Ethica I 1,3, in: Borgnet VII, S. 6 b.[16] Albertus Magnus: Metaphysik XI tr. 2, cap. 39, in: Opera omnia VI, hrsg. von Auguste Borgnet. Paris 1896, 675 a.[17] Albertus Magnus: Physica I tr. 3, cap. 16, in: Opera omnia III, 86 b und 87 a.[18] Johann Wolfgang Goethe: Faust II. Teil, V. 11433-36. 11452.[19] Ebd, V. 4918-22.[20] Albertus Magnus: Metaphysik 2,8 (25,63-68).[21] Albertus Magnus: De intellectu et intelligibili - Von der Vernunft und dem Erkennbaren II tr. un., cap. 12, in: Opera omnia IX, hrsg. von Auguste Borgnet. Paris 1890, 521 b.[22] Ludwig Wittgenstein: Tractatus logico-philosophicus. Logisch-philosophische Abhandlungen 6.52. Frankfurt am Main 1966, 114.[23] E.C. Tolman: Purposive Behavior in Animals and Men. University of California Press: Berkeley 1932.[24] Aristoteles: De anima - Über die Seele 430 a 15-19.[25] Pindar: Pythische Oden II 3.[26] Friedrich Rückert: Fünftes Bruchstück Zahme Xenien, in: Ders.: Werke, hrsg. von Georg Ellinger. Leipzig-Wien 1897, Bd. 2: Pantheon, S. 45.[27] Heinrich Rombach: Strukturanthropologie. »Der menschliche Mensch«. Freiburg-München 1987, 78f.[28] Der Terminus wird in der griechischen Sprache belassen, weil die gewöhnliche Übersetzung mit dem deutschen Wort „Tugend“ oder „Tüchtigkeit“ das Bedeutungsfeld engführt.[29] Entsprechend der damaligen soziokulturellen Ordnung wird die areté als Gutsein des Mannes thematisiert. Diesen Tatbestand sollte man aber nicht pressen. Im Dialog „Menon“ wird explizit ein Begriff des Gutsein gesucht, der das Gutsein der Frau einschließt (71 e). [30] Mit diesem Begriff übersetzt Christian Meier das Wissen der „technai“, in: Athen. Ein Neubeginn der Weltgeschichte. Berlin: Siedler1993, 470.[31] Platon: Euthyphron.

 [32] Epiktet: Handbuch der Moral 5, in: Epiktet – Teles – Musonius: Ausgewählte Schriften, hrsg. von Rainer Nickel. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1994, 15.[33] Lucius Annaeus Seneca: Ad Lucilium epistulae morales -  An Lucilius. Briefe über die Ethik III 28,1.

 [34] Idries Shah: Das Geheimnis der Derwische. Sufigeschichten  (Herder Spektrum 4377). Freiburg 1995, 15-17.

 

 Top